Dorfgemeinschaft Golkrath - Hoven e.V.
Dorfgemeinschaft Golkrath - Hoven e.V.

Quelle: Golkrath-Hoven, früher und heute;

Hrsg. Dorfgemeinschaft Golkrath

 

 

Mittelalterliche Ortsgeschichte

 

Golkrath gehört zu den zahlreichen Orten des Erkelenzer Landes, deren Namen auf ihre Entstehung im Zuge von Rodetätigkeiten hinweisen. Im deutschen Sprachraum stammen die frühesten Belege von Ortsnamen auf ‑rode (‑rath) aus dem 9. Jahrhundert. Überwiegend gehören sie aber der Zeit des 10. bis 14. Jahrhunderts an und damit dem hochmittelalterlichen Landausbau, der durch Bevölkerungszunahme ausgelöst wurde. Von den Rode‑Orten der näheren und weiteren Umgebung ist Rickelrath mit einer urkundlichen Erwähnung von 966 der am frühesten nachgewiesene.

 

Golkrath dürfte um die Jahrtausendwende entstanden sein. Wie bei vielen Ortsnamen dieses Typs ist auch hier wohl das Bestimmungswort ein Personenname. Archäologische Erkenntnisse, die näheren Aufschluß über Zeit und Umstände der Ortsentstehung liefern könnten, liegen bisher nicht vor. Im Umkreis des Dorfes sind menschliche Hinterlassenschaften aus einer viel früheren Zeit gefunden worden, wie steinzeitliche Geräte und - in einer Kiesgrube zwischen Golkrath und Hückelhoven - ein vorgeschichtliches Brandgrab. Eine Besiedlung während der römischen Zeit, die von 53 v. Chr. bis um 450 n. Chr. dauerte, ist im engeren Ortsbereich nicht nachweisbar. Römische Siedlungsspuren liegen außerhalb der mittelalterlichen Ortslage.

 

Urkundlich wird "Gollekerothe" erstmals 1118 erwähnt. Um diese Zeit gehörte der Ort zur Herrschaft Wassenberg. Wie andere heimische Herrschaften ist sie auf älterem Reichsgut (Königsgut) entstanden. Durch den Zerfall des karolingischen Reiches gelang es dem hohen Adel im 9./10. Jahrhundert, große Teile des Reichsbesitzes in seine Gewalt zu bringen. Doch war das Wassenberger Land noch bis ins 11. Jahrhundert hinein dem König verblieben; denn Heinrich 11. beschenkte um 1020 hier den flandrischen Grafen Gerhard mit Reichsgut. Gerhard wurde der Stammvater sowohl des alten Wassenberger Dynastengeschlechts als auch der Grafen von Geldern.

 

Der niedrige Adel im Land von Wassenberg war den Grafen weitgehend lehnspflichtig, d. h. er mußte ihnen für seinen Grundbesitz und seine Güter Kriegsdienste leisten. Über die aus diesem Lehnsverhältnis resultierenden Rechte und Pflichten von Lehnsherr und Vasallen wachte die Wassenberger Mannkammer, die eine Art genossenschaftlichen Zusammenschluß bildete. Vor der Mannkammer wurde nach dem Tod eines Lehnsmannes der Nachfolger vom Herrn oder seinem Stellvertreter mit dem früh erblichen Besitz belehnt, und sie bestellte auch das Lehnsaufgebot, wenn der Herr von Wassenberg in den Krieg zog. Die ursprünglich feudalen Lehen gerieten auch in der Herrschaft Wassenberg mit der Zeit immer mehr in den Besitz nicht adeliger Inhaber, von Bauern und Bürgern. Ausgenommen von dieser Entwicklung blieben die Ritterlehen.

 

Auch in Golkrath und den Nachbarorten lagen Lehen der Herrschaft Wassenberg. Erwähnt sind sie bereits im ältesten erhaltenen Lehnsregister Johanns 11. von Brabant, das um 1312 begonnen wurde. Wassenberg befand sich zu dieser Zeit in der Hand des Brabanter Herzogs. Nach dem Register erhielt Dietrich von Wildenrath 1 Hufe (60 Morgen) Landjer Gholkerre" zu Lehen. Als Wassenberger Lehen sind in diesem Register u. a. ebenfalls ausgewiesen Einkünfte aus 70 Bunder (210 Morgen) Land und ein Hof zu Houverath, weitere 30 Morgen und ein Haus sowie 50 Bunder Ackerland, 11 Bunder Busch und ein Haus, bei dem es sich wohl um den Hof zu Houverath handelt. Unter Matzerath werden 84 Morgen Land mit Hof, Wohnhaus, 10 Manngütern und 3 Laten aufgeführt.

 

Wie die meisten anderen mittelalterlichen Dörfer war auch Golkrath vom Ursprung her eine bäuerliche Siedlung, die ihre Existenz der Grundherrschaft verdankt. Die agrarische Wirtschaftsweise der mittelalterlichen Grundherrschaft diente der Selbstversorgung mit allem Lebensnotwendigem, vorrangig dem Bedarf des adligen Grundherrn. Zur Bewirtschaftung des Landes bediente er sich abhängiger, lange Zeit leibeigener Bauern. Er überließ ihnen Land, für das sie ihm Abgaben und Frondienste (Herrndienste) schuldeten. Sammelstelle für die Abgaben war der Fronhof (Herrnhof), zu dem ein größerer Grundbesitz gehörte. Wenn der Grundherr ihn nicht selbst bewohnte, ließ er ihn durch einen Schultheißen bewirtschaften. Über die Rechtsnormen eines solchen Fronhofsverbandes wachte das Frongericht, auch als Latgericht bezeichnet. Es regelte alle Angelegenheiten zwischen dem Herrn und den von ihm abhängigen Bauern, die im heimischen Raum als Laten bezeichnet werden. Auch die Besitzveränderung von bäuerlichem Hufenland erhielt durch das Frongericht Rechtskraft.

 

 

Die Erhebung zur Pfarre

 

Mit der Erhebung Golkraths zur Pfarre hängt auch die erste und bis jetzt einzige größere Umgestaltung seines Ortsbildes zusammen. Inmitten des Dorfes, wo sich heute Kirche und Soldatenehrenmal befinden, lag bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts "die Maar", ein Weiher, der bei starken Niederschlägen und Schneeschmelze durch Zufluß aus dem Matzerather und Hovener Feld gespeist wurde. Die Maar diente als Brandweiher und Pferdeschwemnie. Sie war so tief, daß am 22. Mai 1856 der Bauer Theodor Esser darin ertrank. Ihr Überlauf floß in den Mühlenbach, der im Bongert am Pastorat seine erste Quelle hatte. An seinem Lauf, durch das Golkrather Bruch bis z u seiner Mündung in die Rur bei Millich, betrieb man um 1900 noch fünf Mühlen, dar‑unter bei Golkrath die Pletschmühle.

 

Im familiären und dörflichen Leben, im Brauchtum und in den:Arbeitsverhältnissen lassen sich seit 1900 vielfältige Veränderungen feststellen: eine Erscheinung, die wohl auch auf die übrigen Dörfer des Erkelenzer Landes zutrifft. Um 1900 lebte die Bevölkerung Golkraths hauptsächlich von der Landwirtschaft. Neben einem größeren Hof mit 150 Morgen Land überwogen mittlere und kleinere Betriebe. Angebaut wurden überwiegend Roggen, Weizen, Hafer, Gerste und Kartoffeln. Aber daneben zog man auch noch viel Flachs und etwas Buchweizen. Zur Förderung der bäuerlichen Wirtschaft und Erträge schlossen sich 1892 Golkrather Bauern zu einem landwirtschaftlichen Kasino zusammen, das bis kurz nach dem ersten Weltkrieg Bestand hatte. Außerdem riefen die Bauern einen Pferde‑Versicherungsverein ins Leben. Den Golkrather Vereinen schlossen sich die Nachbardörfer Hoven, Matzerath und Houverath an. Die Anregung zu diesen Vereinigungen gab Heinrich Pasch, der von Wankum am Niederrhein gebürtig war, von Alt-Merberen nach Golkrath zog und hier 1886 den Jaeckelshof an der Kirche (heute Spießhof) pachtete.

 

 

Handwerk und Leute

 

Neben den Bauern gab es um 1900 in Golkrath auch einige Handwerker. Dawar zunächst an der Kirche der alte Schmied Theodor Theißen. Er stammte aus Matzerath. Um die Jahrhundertwende übernahm Johann Jansen aus Wegberg die Dorfschmiede. Später erbaute er "op dr Berg" eine neue Schmiede. Dann gab es den Stellmacher Johann Moll, der von Hasselsweiler bei Jülich nach Golkrath kam. An der Maar wohnten noch die Korbmacher Gebrüder Frisch, die um 1905 nach Hilfarth verzogen. Ferner waren im Dorfe ansässig die Schreine'r Gerhard Louis, genannt l,Holtes Grades", und Peter Hilgers, der Dachdecker "Ferfesch Petter Juesep" sowie einige Maurer und Pliesterer. Wenn im Winter die Bauarbeiten ruhten, schnitten letztere Holzschuhe oder verdingten sich als Tagelöhner. Sie halfen den Bauern beim Dreschen oder Flachsschwingen und erhielten als Tagelohn eine Mark, dazu Tabak, Schnaps und sonntags das Mittagessen. Schließlich lebten damals noch mehrere Weber in Golkrath, und in verschiedenen Häusern klapperten sogar drei oder vier Handwebstühle. Die Weber bezogen ihre Garne von "Plüsch-Müller" aus Erkelenz und lieferten dort auch die fertigen Stücke ab. Als letzter Golkrather Weber starb im Jahre 1955 Peter Koven.

 

Im Jahre 1901 eröffnete Theodor Dohmen aus Venrath im späteren Hause Dreßen (heute Ecke Am Kloster/Wiesengrund) die erste Metzgerei. Bis dahin konnte man nur Speck und geräucherte Bratwurst kaufen, die die Golkrather"Wenkels" von dem Erkelenzer Metzger Neidhöver bezogen; dessen Frau war nämlich eine geborene Schovenberg aus Golkrath. Dagegen gab es schon früh zwei Bäcker in Golkrath, nach der Lage ihres Geschäftes im Dorf "dr öfeschte" und "dr örigeschte Bäcker" genannt. Die Bauern lieferten diesen in der Regel das Mehl und ließen sich hauptsächlich Schwarzbrot backen. Mühlenkarren der Mühlen am Mühlenbach und des Üerderather Windmüllers Hermann Gerighausen holten bei den Golkrather Bauern das Getreide ‑ab und besorgten das Mahlen. Die Existenz der beiden Bäcker bedeutete aber nicht das Ende der bis dahin genutzten Backhäuser (Backes). Sie standen meist in den Baumgärten der Bauern, wurden aber von der Nachbarschaft mitgenutzt. In einigen dieser Backhäuser wurde bis in die fünfziger Jahre hinein noch gebacken.

 

Im Jahre 1851 übernahm Frau Wilhelm Specks aus Kleingladbach von einem Thelen aus der Romersmühle am Wege nach Gerderhahn einen Neubau und richtete darin eine Wirtschaft und 1854 die Brauerei Jum Wachtbaum" ein. Aus kleinen Anfängen entwickelte sich diese zu einem bedeutenden Unternehmen. "Mevissen Petter" fuhr das Bier bis 1906 mit einer Karre und dann bis 1914 mit einem Wagen über Land, den der Golkrather Schmied Jansen mit dem Stellmacher Moll gebaut hatte. Als der Wagen verschlissen war, schaffte Specks um 1918 ein Lastauto an; es war das erste Auto in Golkrath überhaupt. Im Jahre 1923 endete die Brautätigkeit.

 

Der Baum, nach dem die Brauerei benannt wurde, ist eine ca. 200 Jahre alte Linde an der Heubahn, einem alten Handelsweg, der von Maastricht an der Maas kommend in Richtung Neuss führte. Solche"Wirtshauslinden" wurden in damaliger Zeit häufig in der Nähe der an den Handelswegen liegenden Gasthäusern geptlanzt, um schon von weitem auf diese aufmerksam zu machen, denn die Wegweiser, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht.

 

Neben der Gaststätte "Zum Wachtbaum" gab es Anfang dieses Jahrhunderts noch folgende Wirtshäuser:

  • Thissen, Ecke Golkrather Bruch/Bruchend (das Haus ist heute verfallen)
  • Dörenkamp (später Görtz), Ecke Am Kloster/Steinackerstraße, der Saal (Schützenhalle) war gegenüber
  • Schovenberg, gegenüber der Sparkasse (das Haus wurde 1981 abgebrochen)
  • Specks, zuletzt Esser
  • Strick, zuletzt Görtz

 

Mit der Außenwelt stand Golkrath durch die Post in Verbindung. Golkraths "Postmeister" war "Ohm Huber” Schovenberg an der Kirche. Tag für Tag rollte vormittags, der Postwagen des Posthalters und Wirts vom"Weißen Kreuz" in Erkelenz, Heinrich Aretz, über Matzerath nach Golkrath und von dort weiter über Gerderath nach Wassenberg. Nachmittags fuhr der Wagen auf dem gleichen Wege wieder zurück. Als Postillon saß hoch auf dem Bock lange"der Franz". Er blies ganz ausgezeichnet sein Horn, wenn er sich der Haltestelle näherte. Die Golkrather Brief-Post besorgte injener Zeit "Brüßkes Petter" von Gerderath.

 

 

Hoven

 

Hoven ist ein kleines Straßendorf und liegt nordöstlich von Golkrath. Durch die Ortschaft verläuft die Straße nach Schwanenberg. Überregional bekannt ist Hoven durch seinen Radsportverein „Viktoria“. Der Ort hat 85 Einwohner. Der Ortsname leitet sich von dem Flächenmaß Hufe ab. 1460 wurde das Dorf Hove und 1472 up de Hoeven genannt. Hoven lag im Amt Wassenberg des Herzogtums Jülich. Verwaltungsmäßig gehörte es immer zu Golkrath. Die Bevölkerung ist zur Hälfte katholisch und zur Hälfte evangelisch. Die Katholiken gehören zur Pfarre Golkrath, die Evangelischen zur Kirchengemeinde Schwanenberg. Im 19. Jahrhundert hatte sich diese konfessionelle Zweiteilung auch an den Wohnplätzen durchgesetzt. Zu Golkrath hin wohnten die katholischen, zu Schwanenberg hin die evangelischen Ortsbewohner. Der Radsportverein Viktoria Hoven wurde 1921 gegründet. Seit der Jahrhundertwende hatten sich im Erkelenzer Land zahlreiche solcher Radsportvereine gebildet. Sie betrieben Kunst- und Reigenfahren. Von all diesen Vereinen blieben nach dem Zweiten Weltkrieg nur der Verein in Hoven und Tenholt übrig. Inzwischen ist Viktoria Hoven der einzige Verein, der das Kunstradfahren noch betreibt. In den letzten Jahrzehnten hat der Verein zahlreiche Meisterschaften auf nationaler Ebene im Vierer-Kunstradfahren und im Sechser-Kunstradfahren gewonnen.

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